Fachkräftemangel im elementaren Wirtschaftsbereich

Kindergärten sind Anfangsorte. Hier werden die Jüngsten unserer Gesellschaft willkommen geheißen, sich als ein Teil unserer Gemeinschaft zu erleben, sich zu entfalten, zu lernen. Es ist prägend für die Zukunft der Kinder, wie in diesen Anfangsorten Bildungsarbeit ermöglicht wird. Was ist uns als Gesellschaft diese großartige, fundamentale Arbeit wert? Leider nach wie vor viel zu wenig.

 

Dass man sich über den Fachkräftemangel in diesem elementaren Wirtschaftsbereich wundert, ist mir rätselhaft. Hier vergeht großartigen Menschen, Top-Fachkräften, Meisterinnen und Meistern die Lust an der Arbeit. Wenn wir humanistische Arbeitsorte wollen, sollten wir hier beginnen. Diese Organisationen brauchen radikal andere Strukturen und Bedingungen. Hier findet unter suboptimalen Bedingungen schlecht bezahlte Grundlagenarbeit für die Zukunft statt – der wohl wichtigste Wirtschaftsfaktor, den wir haben. Diese Arbeitsorte Orte brauchen vor allem drei Dinge:

  1. Sie benötigen Meisterinnen, Top Experten, die allerbesten Fachleute, die sowohl den pädagogischen Auftrag erfüllen können, lieben was sie tun und die in der Lage sind, vernetzt in starken Teams zu arbeiten.
  2. Weiters brauchen lebendige Orte dieser Art vor allem Luft und Raum, um sich an die vielfältigen Anforderungen und auf all die überraschenden Ereignisse anpassen zu können. Dies geht nur mit der größtmöglichen Autonomie in den einzelnen Kindergärten in dezentralen Strukturen. (Outside-in statt Top-down).
  3. Diese Orte müssen befreit von Überbürokratisierung und zentraler Steuerung wirken können. Genau da stehen sich jedoch diese Organisationen oftmals selbst im Weg. Ihr gesellschaftlicher Grundauftrag widerspricht sich in der Organisationsgestaltung diametral. Vor allem große, öffentliche Bildungsanbieter haben zentralistische Strukturen, eine stark ausgeprägte Hierarchie, massive Bürokratisierung und ein veraltetes Führungsverständnis. Dass diese Strukturen und Logiken genau in das Gegenteil einzahlen, als gleichrangige, partnerschaftliche und Gemeinschaft fördernde Zusammenarbeit und Bildungsarbeit brauchen, hat sich  mittlerweile herumgesprochen. Anscheinend noch immer nicht bis zu den Entscheidungsträgern, die das zu verantworten haben.

Mehr dazu kann man hier lesen “Der stille Streik” in “DiePresse” digital und in print (22.7.2022)
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