Cheffing oder Arbeiten auf Augenhöhe

Ein Wort verrät ein Muster

Gibt man den Begriff “Cheffing” in google.com ein werden 361.000  Ergebnisse angezeigt. Sehr bedenklich. Als erste Definition spukt mir die Suchmaschine folgendes aus: “Cheffing ist der Fachbegriff für „Führen von unten“. Das hört sich verdreht an, weil wir bei Führung meistens an führen nach unten, also Mitarbeiterführung denken.” (google.com, 4.4.24)

Wow! Stimmt es, dass wir bei Führung noch immer an “Führen nach unten, an  Menschenführung denken?

Wenn ja: Viel weiter sind wir als Gesellschaft noch nicht gekommen. Wenn nach wie vor das Menschenführungs-Konzept salonfähig bejubelt wird, wenn nach wie vor Führung an einer formellen Führungskraft haftet, dann halten wir auch in Unternehmen die Klassengesellschaft und vordemokratische Muster aufrecht. Dann ist Cheffing ein weiterer Baustein, um diese verkrusteten, patriachalen Muster zu festigen

 


“Wir sollten uns lieber damit beschäftigen, Führung anders zu verstehen.”

Elisabeth Sechser


“Der Chefin zeigen, wo es langgeht”

Melanie Raidl von DerStandard hat den Begriff Cheffing unter die Lupe genommen und mit mir darüber gesprochen.

Mein Fazit: Betreutes Arbeiten ist nicht erwachsene, verantwortungsvolle, Zusammenarbeit. Weder von „oben nach unten“ noch von „unten nach oben“. Ob Top down oder Bottom up – es ist dasselbe Muster und auch wenn es wie New Work vermarktet wird, so ist es durch und durch Old Work.

Mein Wunsch: Wir sollten dieses „Oben-Unten“ überwinden. In Demokratien gibt es keinen Menschen über Menschen oder Menschen unter Führungskräften. Das gilt auch in Unternehmen. Wir sollten dieses veraltete Verständnis von Zusammenarbeit und Führung durch Cheffing nicht fördern, sondern uns darum kümmern, gemeinsame Führungsarbeit anders, besser zu gestalten. Statt mündige, erwachsene Menschen zu befähigen, ihren Chef zu beeinflussen, brauchen wir Bedingungen, in denen Menschen auf echter Augenhöhe, gleichrangig, partnerschaftlich zusammenarbeiten und Führung nicht an auserwählten Menschen haftet.

Meine Beobachtungen: Auch wenn sich gemeinsame Führungsarbeit, partnerschaftlich, gleichrangig, ohne top-down-bottom-up, nach wie vor so viele nicht vorstellen können, wenn oftmals die Panik aufzieht, man wolle Führungskräfte abschaffen, wenn manch einer dann immer wieder kopfschüttelnd von Dannen ziehen: Die fehlende Vorstellungskraft und die Denkblockaden sind weitere Indizien dafür, wie durchdrungen und dominant sich das Führungskonzept der Menschenführung durchgesetzt hat. 

Mein Tipp: Seid vorsichtig, was euch so als “moderner Trend” verkauft wird und glaubt nicht alles, was die Beratungsbranche so behauptet. Zeitgemäße Führungskonzepte orientieren sich am Können, an den Expertisen, an kollaborativer Zusammenarbeit, an gemeinsamer Führungsarbeit. Jeder und jede kann, soll, muss sich einbringen, gestalten und wirksam sein.

Hier zum , Der Standard, Onlineartikel >>

Sichtarten “zeichnend gedacht”  mit markundhamann – Die Augenhöhe >>

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