Liebe, Wertschöpfung und Demokratie

Wie leer wären Unternehmen ohne Liebe. Wie tot ohne Wertschöpfung. Vor 153 Jahren, am 3. September 1868, wurde Mary Parker Follett in Quincy, Massachusetts, geboren. Sie gilt als Mutter der modernen Managementlehre, als Pionierin der demokratisch-dezentralisierten Organisation. Sie war eine Vordenkerin, Forscherin, Philosophin, Wertschöpfungs-Entfalterin.

Das Teilen von Verantwortung holt die Potenziale hervor.

“Das Wirtschaftssystem ist Teil der Gesellschaft und entsprechend eine durch und durch soziale Einrichtung.” Mary Follett

Von Mary Follett stammt die bekannte These, dass “Macht über“, also Führung durch eine Führungskraft in hierarchischen Strukturen, Organisationen schwäche, Potenziale mindere, einen Kardinalfehler darstellt und dass es “Macht mit“ benötige. Das Teilen von Verantwortung, das gemeinsame Erreichen von Zielen, das Vermehren von Macht hole die Potenziale hervor, die Organisationen und Gesellschaften in sich tragen.

“Die Potentiale von Individuen bleiben Potenziale, bis sie über Gruppenaktivitäten erschlossen werden. So ist das Hauptmerkmal von Demokratie die Schaffung und Gestaltung von Gruppenbeziehungen.” Mary Follett

In ihren Thesen steckt das Miteinander-füreinander-leisten

“Anstelle von endgültiger Entscheidungsmacht, oberster Kontrolle, höchster Autorität könnten wir vielleicht an kumulative Kontrolle, kumulative Verantwortung denken. Eine Organisation sollte so beschaffen sein, dass sie eine kontinuierliche Koordination der Erfahrungen der Menschen ermöglicht oder bewirkt. Es geht in Organisationen nicht um Aufteilung der Macht, sondern es ist die Arbeit der Organisation, die Macht erzeugt. Macht entsteht durch Beziehungsnetze, nicht durch Einzelpersonen.” Mary Follett

In jeder Organisation gibt es drei Arten von Führung.

In jeder Organisation gibt es drei Arten von Führung. Die Führung der Persönlichkeit, Charisma, die Führung der Funktion, Könnerschaft, das Beherrschen seines Handwerks und die Führung der Position, Hierarchische Führung. Bereits Mary Follett hat die These aufgestellt, dass für starke Wertschöpfung die Könnerschaft, die Beherrschung im Vordergrund steht. Immer jene führen, die das wesentliche einer Erfahrung erfassen können. Nicht die Persönlichkeit und auch nicht die Position. Allein die gemeinsame Führungsarbeit in der Wertschöpfungsstruktur entscheidet über Erfolg.

„Meine These ist, dass in progressiv geführten Unternehmen die Neigung besteht, die Kontrolle über eine bestimmte Situation an denjenigen zu geben, der das größte Wissen über diese Situation hat, an denjenigen, der ihre wesentlichen Elemente erfassen und organisieren kann, der ihre Gesamtbedeutung versteht, der sie durchschauen kann, der sowohl in die Länge als auch in die Breite sehen kann, und nicht an jemanden, der lediglich eine dominierende Persönlichkeit hat oder aufgrund seiner offiziellen Position.” Mary Follett

Unterschied, zwischen Autorität und Macht

Es ist ein sehr großer und essenzieller Unterschied, zwischen Autorität und Macht zu unterscheiden. Mary Follett empfahl, eine Organisationsform zu finden, bei der Autorität mit Wissen, Erfahrung und der Fähigkeit dieses Wissen und diese Erfahrung anzuwenden einhergeht. Dann kann sich Macht entfalten. Das sind Grundlagen für die Entfaltung der menschlichen Potentiale.

“Autorität kann verliehen werden. Autorität zu verleihen, wo die nötige Fähigkeit nicht entwickelt wurde, das ist sowohl für eine Regierung wie auch für die Wirtschaft fatal. Macht kann man nicht verleihen, denn Macht ist die Entfaltung der Erfahrung. Macht ist nichts Vorhandenes, dass jemanden ausgehändigt oder entrissen werden kann. Es geht nicht um die Aufteilung von Macht, sondern um die Beschaffenheit der Organisation, die Macht erzeugt.”  Mary Follett

Mary Follett erkannte, wie essenziell es ist, Vielfalt anzuerkennen, Unterschiede sichtbar zu machen, Konflikte als wertvolle Beiträge für Fortschritt zu nutzen.

“Konflikt ist eine allgegenwärtige Tatsache. Anstatt ihn zu verdrängen oder zu leugnen, sollte er anerkannt werden und für uns arbeiten. Anstatt ihn als Kriegsgeschehen zu betrachten, sollte man ihn als legitimen Ausdruck von Unterschieden, Differenzen betrachten. Ohne Konflikt, ohne Differenz kein Fortschritt.” Mary Follett

Die Organisationsphysik

Das Konzept der Organisationsphysik wurde um 2010 von Silke Hermann und Niels Pfläging entwickelt und ist zeitgemäße Führungstheorie für Organisationen aller Art. In ihr sind viele Spuren von Mary Follett zu finden. Wir können hier alle aus dem Vollen schöpfen.

Meine Einladung lautet, sich mit diesem Konzept ernsthaft auseinanderzusetzen. Ich denke es ist an der Zeit, dass wir all die vielen, weitverbreiteten Fehl-Annahmen rund um Führung und Führungskräfte endlich auflösen sollten, um machtvolle Organisationen zu gestalten. Orte, die menschliche Potential-Entfaltung ermöglichen. Es gibt ja doch einiges zu tun. Die Organisationsphysik beschreibt die informelle Struktur, die Wertschöpfungsstruktur, die formelle Struktur. Es sind diese drei Strukturen, die in jedem Unternehmen vorhanden sind. Immer. Sie beeinflussen sich gegenseitig, befördern oder stören die Entfaltung menschlicher Potenziale und somit unternehmerische Exzellenz. In ihnen entfalten sich drei Arten von Macht und drei Arten von Führung. Auch immer.

Formelle Struktur kann keine Leistung, keinen Erfolg, keinen Wert hervorbringen. In Organigrammen fehlt die Beschreibung von Arbeit. Formelle Struktur sichert den Raum durch Compliance, damit sich Arbeit in der Wertschöpfungsstruktur entfalten kann. Oftmals wird die Führung der Position (Hierarchische Führung) mit der Verteilung von Arbeit (Miteinander-füreinander-leisten) verwechselt. Doch Hierarchie darf Arbeit nicht stören. Das ist keine Drohung, sondern ein Hinweis, wie man machtvolle Organisationen gestalten kann, wie man Wertschöpfung erhöhen kann.

2 PODCASTFOLGEN ZUM ANHÖREN

3 WHITE PAPERS TO READ

“Lebendige, starke Organisationen gestalten. Erfolgreiche, robuste, freudvolle, agile Arbeitsorte schaffen. Wer lernen und gestalten will, ist hier richtig. Eine Zusammenarbeit zu all diesen Themen jederzeit willkommen! ” 

Elisabeth Sechser